Tioman Island – Abenteuer auf der Trauminsel
Tioman Island (Pulau Tioman) ist eine Insel an der Ostküste Malaysias, nicht weit von den beliebten Perhentian Islands. Tioman ist aber schwerer zu erreichen, daher ist die Insel weniger vom Tourismus erschlossen, obwohl sie genauso schön ist, wie Perhentian.
Lokale Legenden besagen, dass Tioman in Wirklichkeit der Körper eines Drachens ist. Entweder der des Drachen Sri Gumom, der von einem Gott zu Stein verwandelt wurde und ins Meer fiel, oder der einer Drachenprinzessin, die auf dem Weg nach Singapur das Wasser um Tioman so schön fand, dass sie für immer dort blieb und zur Insel wurde, die den Menschen Schutz gewährt.
Blaue Lagunen, Schildkröten, Korallenriffe, Wasserfälle und tropische Regenwälder prägen die Landschaft von Tioman Island und ich kann verstehen, warum die Drachenprinzessin für immer hier bleiben wollte.

Romantischer Inselurlaub mit dem Partner?
Reisen mit dem Partner kann traumhaft sein – manchmal aber auch sehr kompliziert. Besonders wenn man verschiedene Interessen und Erwartungen hat und jeder sich den Urlaub anders vorstellt. Ich habe großes Glück, einen Partner wie Pierre gefunden zu haben, der genau wie ich ein internationales Leben führt, offen für Neues ist und der meine Abenteuerlust teilt. Trotzdem gibt es auch in unserer nahezu „perfekten“ Beziehung immer wieder Stolpersteine, die uns auf Reisen aneinander geraten lassen. So auch bei unserem „romantischen“ Inselurlaub auf Tioman.
Wir freuten uns darauf, zusammen Schnorcheln zu gehen, zu wandern, zu angeln und einfach am Strand zu relaxen. Kein Camping im Dschungel – das war Pierres Bedingung für diesen Trip, nachdem er bei unserem Camping Ausflug in den Regenwald von Taman Negara keinen Spaß beim Zelten mit den Affen gehabt hatte – sondern einfach mal entspannen und das Leben genießen. Das war diesmal auch das einzige, was ich nach einer Menge Nachtschichten bei der Arbeit wollte. Doch allein der Weg nach Tioman wurde bereits zur größeren Herausforderung, als wir gedacht hätten…
Anreise mit Höhen und Tiefen – Der Weg von Kuala Lumpur nach Tioman
Am Tag der Anreise mussten wir um 3 Uhr morgens aufstehen, ein Grab zum TBC (dem zentralen Bus Terminal in Kuala Lumpur) nehmen und dann von dort für vier Stunden mit einem Bus der Sawan Company nach Mersing fahren, wo die Fähren nach Tioman ablegen.
Während der Fahrt, die schon etwas stressig begonnen hatte, weil wir nicht gewusst hatten, dass unsere Onlinetickets für den Bus nicht die Tickets sondern nur Voucher für die Tickets sind, die wir beim Check-In im TBC beim Counter der Sawan Company einlösen müssen, verpassten wir beinahe den Bus. Nach viel Rennerei mit viel Gepäck auf dem Rücken schafften wir es gerade so – nur um dann mit dem Bus über 3 Stunden im Stau zu stecken, sodass bald klar wurde, dass wir es nicht bis zur Abfahrt der Fähre nach Mersing schaffen würden und wahrscheinlich eine Nacht dort verbringen müssten, um die Fähre am nächsten Tag zu nehmen, was ärgerlich gewesen wäre, weil ich nur 4 Tage Urlaub von meinem Job in KL hatte nehmen können.
Im Gespräch mit anderen Passagieren im Bus fanden wir heraus, dass wir auch in Tajun Gemok aussteigen können, wo der Bus bevor Mersing hält, die Fähre aber erst später als Zwischenstopp hält, sodass wir dort noch eine Chance hätten, das Boot zu erwischen. Wir stiegen spontan in Tajun Gemok aus, obwohl wir keine Ahnung hatten, wie wir von der Bushaltestelle mitten im Nirgendwo zum Hafen kommen und auch keinen Empfang hatten, um Google Maps zu nutzen.
Wir liefen also nach 7 Stunden Busfahrt mit unseren Backpacks auf den Schultern, Rucksäcken vor dem Bauch und Schnorchelequipment in den Händen bei 38 Grad ziellos durchs Dorf und fragten uns auf Malay bei den Passanten durch, bis wir gerade noch rechtzeitig den Hafen erreichten und die Fähre um 11 Uhr bekamen, die zum Glück auch ein bisschen verspätet war. Die Überfahrt war rau und der Wellengang hoch, sodass uns beiden etwas schlecht wurde. Als wir drei Stunden später auf Tioman ankamen, hätten wir am liebsten den Boden geküsst.

Die Fähre legte in Tekek an, von wo aus wir noch zu unserer Unterkunft auf der anderen Seite der Insel kommen mussten. Doch bevor wir weiter mit unserem Gepäck durch die Sonne wandern wollten, suchten wir uns erstmal einen Imbissstand und aßen Chickenrice und Omelette, während wir mit einer Katzenfamilie spielten, die unter dem Tisch lag. Der Stress der Anreise fiel von uns ab und wir begannen zu genießen, dass wir jetzt auf der Insel sind und der Urlaub begonnen hatte.
Wir dachten, wir hätten das Schlimmste hinter uns. Aber wir hatten keine Ahnung, was uns an diesem Tag noch bevor stand…

Nach dem Essen erkundigten wir uns nach dem bestem Weg, um auf die andere Seite der Insel zu kommen, zu der nur eine einzige Straße durch die Berge führte. Die Ostseite (auf der unsere Unterkunft, das Juara Mutiara lag) und die Westseite, auf der die Fähre in Tekek anlegt, sind nämlich von einem großen Berg in der Mitte der Insel getrennt. Laut den Informationen der Unterkunft sollte es aber Shuttletaxis geben, die einen auf die andere Seite bringen können.
Wir hätten bequem eines dieser Taxis nehmen können, die uns 25RM pro Fahrt pro Person gekostet hätten – aber Pierre hatte eine „bessere“ Idee: Er wollte sparen und ein Motorbike für 60RM am Tag für 3 Tage mieten, was praktisch sein würde, um die nächsten Tage herum zu kommen und uns mehr nutzen würde, als für Hin- und Rückfahrt jeweils zusammen 50RM zu zahlen, ohne ein Motorbike für den Rest des Tages zu haben.
Ich war skeptisch, ob wir mit unserem ganzen Kram zusammen auf ein Motorbike passen würden und kannte Pierres Fahrstil gut genug um zu wissen, dass ich bestimmt mindestens einmal mit aufgeschürften Knien am Boden enden würde, aber er ließ nicht locker und ich gab nach.
Der Mann am Motorbike-Verleih, der gleich neben dem Hafen war, warnte uns, dass der Weg steil sei und wir zu zweit mit zwei großen Taschen und Schwimmflossen es nicht einfach haben würden, den Berg hoch zu kommen. Pierre meinte, dass würde kein Problem sein und wir quetschten uns beide auf das kleine Motorrad, auf dem ich hinter Pierre und seinem Backpack noch gefühlte 2 Zentimeter Sitzfläche hatte und die Schwimmflossen zwischen uns gegen den Wind balancieren musste. Der Mann vom Verleih sah uns kopfschüttelnd nach, als wir wackelig losfuhren.

Kann man auf Tioman mit dem Motorbike über den Berg auf die andere Seite der Insel fahren?
Zu zweit auf einem Bike mit jeder einem Backpack? – Kurzgesagt: Unmöglich. Der Berg ist sehr steil und selbst für erfahrene Motorradfahrer mit einem starken Bike schwer zu bewältigen. Selbst Autos brauchen 4-Rad-Antrieb um es von einer Seite auf die andere zu schaffen.
Natürlich schaffte das Gefährt den Anstieg nicht mit all dem Gewicht, sodass ich bei jeder starken Steigung mit einem schweren Backpack auf dem Rücken, zwei kleinen Rucksäcke vor mir und das andere Backpack und die Flossen in den Händen tragend absteigen und laufen musste, während Pi mit dem knallenden, schwarzen Rauch spuckenden Motorrad vorfuhr.
Ich hätte ihn erwürgen können! Jeder hat es ihm gesagt, aber trotzdem musste er es selbst ausprobieren! Und dann gab er noch mir die Schuld, dass mein 7 Kilo Backpack zu schwer sei, obwohl es neben ihm offensichtlich nicht das schwerste auf dem Sattel war. Aber ich traute mich nicht selbst das schwere, knallende, rauchende Motorrad den steilen Weg nach oben zu fahren und musste daher mit unserem gesamten Gepäck die starke Steigung zu Fuß bewältigen, während Pierre sich vom Motorrad nach oben tragen ließ.

Der Weg von Tekek nach Juara über den Berg ist 7km lang, immer wieder hoch und runter. Nach dem dritten steilen Aufstieg hatte ich genug und setzte mich durchgeschwitzt und mit aufgeschürften Schultern und Armen von den Backpacks an den Straßenrand und Pierre gab schließlich auf und fuhr zurück in die Stadt, um ein Taxi zu rufen.
Während er weg war, fuhren mehrere Taxis, die große 4-Rad Jeeps waren, an mir vorbei, in denen andere Backpacker lässig mit ihrem Gepäck auf der Ladefläche saßen und die Aussicht und den Fahrtwind genossen. Ein Jeep hielt an und fragte, ob ich mitfahren wolle, aber ich erklärte, dass mein Freund mit einem anderen Taxi hierher unterwegs war.
Ich wartete weiter und bemerkte, dass wo ich mich nieder gelassen hatte, Feuerameisen eine Straße hatten und überall über unser Gepäck marschierten. Ich zerrte die Backpacks weiter aufwärts und schnippte die angreifenden Ameisen dabei fort, bis unser Gepäck wieder halbwegs unbesiedelt war. Da raschelte es vor mir im Gebüsch und eine Makakenfamilie kam neugierig aus den Bäumen geklettert und kreiste mich ein. Ich wusste aus Erfahrung, dass sie es auf unser Gepäck abgesehen hatten, aus dem sie alles stehlen würden, was essbar aussah und dass sie nicht davor zurück schrecken würden, mich zu beißen, wenn ich versuchen würde, sie davon abzuhalten. Der Alptraum hatte kein Ende!
Ich bewaffnete mich mit einem langen Stock und baute mich möglichst einschüchternd vor dem Gepäckhaufen auf, während die Affen mich misstrauisch beäugten und einige versuchten mich mit gespielten Vorstößen abzulenken, während sich andere von hinten anschlichen. Ich verteidigte nervös unsere Sachen, bis ich endlich ein Knattern aus der Ferne hörte. Doch es war nicht das Knattern eines Autos… Pierre kam nicht mit dem versprochenen Taxi, sondern mit einem anderen, größeren Motorbike zurück, das im Endeffekt genau das gleiche Problem hatte. Nach 30 Minuten warten, umzingelt von Affen und Feuerameisen, durfte ich also wieder zu Fuß den nächsten Berg erklimmen, während Pierre voraus fuhr…
Immerhin nahm er diesmal gnädigerweise ein Backpack mit auf das stärkere Bike, sodass ich nur ein Backpack, unsere kleinen Rucksäcke und die Flossen tragen musste. Trotzdem machte mich jeder qualvolle Schritt ein bisschen wütender. Als wir nach gefühlter Ewigkeit (ca. 2 Stunden) endlich ankamen, während unterwegs lauter fröhliche Touristen in Autos an uns vorbeigefahren waren, erreichten wir Juara Mutiara.

Tag 1: Ankunft im Paradies: Juara Mutiara
Wir checkten in unser 2-Bett-Hostelzimmer ein, das sich als eigene, kleine Chalet herausstellte, die urgemütlich aussah und sogar einen Fernseher und ein eigenes kleines Badezimmer hatte! Diese nette Überraschung und der Anblick des wunderschönen Strandes direkt vor unserer Tür ließen meine schlechte Laune schlagartig verpuffen.

Bevor wir irgendetwas anderes machen wollten, warfen wir uns in unsere Badesachen und hüpften ins erfrischende Meer! Der Strand von Tioman war nach Mission Beach in Australien einer der schönsten Strände, die ich je gesehen habe und ich paddelte glücklich im flachen, warmen Wasser herum und erfreute mich an der schönen Umgebung. Am Ende war es den ganzen Stress doch wert gewesen hierher zu kommen!
Wie Ying und Yang – Verschiedene Reisetypen
Nach dem Duschen überlegten wir, was wir die restlichen Tage machen sollen. Pierre wollte unbedingt einen Angelausflug mit einem Boot machen, was ich eher als Zeit und Geldverschwendung sah, da wir nur 2 volle Tage auf der Insel haben und ich nicht einen ganzen Tag auf einem Boot verbringen, sondern lieber mehr von der Insel und dem Dschungel sehen wollte.
Wir sind zwei verschiedene Reisetypen: Er braucht ein höheres Level an Komfort und mag lieber Aktivitäten, wo man nicht viel laufen muss. Ich hingegen will möglichst viel frei von irgendwelchen Touren erkunden, brauche nur ein Zelt oder eine Hängematte zum Schlafen und liebe es zu wandern und im Dschungel zu sein.
Pierre erklärte sich bereit, ein bisschen mit mir wandern zu gehen, zu den Wasserfällen. Und wir wollten beide Kayaking gehen im Meer, obwohl er und sein Kumpel dabei beim letzten Mal gekentert waren und einen weiten Weg durchs Meer voller Haie zurück schwimmen mussten. Wir kamen zu einem Kompromiss und beschlossen am Morgen wandern zu gehen und den Rest des Tages zu angeln und am letzten Tag einen Kayakverleih zu finden.
Der Abend unserer Anreise war dann noch traumhaft: Wir erkundeten die Gegend auf dem Motorrad, fanden ein schönes Restaurant das günstig war und super hausgemachte Pizza hatte (das Barat Resort), dann gingen wir nachts an den Strand und schaukelten in Hängematten, betrachteten die Sterne, sangen eine Weile bei der Livemusik nebenan mit und genossen entspannt das Geräusch der Wellen.
Im Dunkeln fuhren wir schließlich zurück und sahen unterwegs eine Schlange über die Straße kriechen, was cool war. Aber als wir bei unserer Chalet ankamen, war der Zimmerschlüssel nicht mehr in meiner Hosentasche!
Ich war kurz davor in Panik zu geraten, aber Pierre blieb ruhig, fuhr kurz mit dem Motorrad zurück zu den Hängematten, wo er den Schlüssel zum Glück sofort fand und wir ohne weiteres Drama in unser Bett konnten.
In solchen Momenten zeigt sich, dass wir als Partner ein gutes Team sind. Auch wenn Pierres Unbesorgtheit uns manchmal in Situationen wie mit dem Motorrad auf dem Berg bringt, ist seine Gemütsruhe bei anderen Zeiten genau der Ausgleich, den ich brauche, wenn ich mir zu viele Gedanken mache oder mich über kleine Probleme ärgern würde, die er mit einem Schulterzucken abtut und mich mit seiner Gelassenheit ansteckt. Man kann als Partner wie Ying und Yang sein und trotzdem perfekt zusammen passen, weil man sich gegenseitig ausgleicht und ergänzt.
Tag 2: Schlangensichtung und verschollene Wasserfälle
Am nächsten Morgen aßen wir bei einer netten Lady Pancakes zum Frühstück und dann machten wir uns wie versprochen als Erstes auf die Wanderung. Der Trail zu einem Wasserfall begann hinter dem Turtle Project, in dem im August allerdings leider keine Schildkröten zu sehen waren.

Gleich am Beginn des Trails sah ich wieder eine Schlange (wahrscheinlich entweder Kukri Snake oder Keeled Slugsnake) die olivbraun mit schwarzen horizontalen und vertikalen Streifen war. Als sie uns bemerkte, kroch sie schnell davon und versteckte sich unter einem großen Felsen. Ich war einerseits froh, eine vielleicht seltene Spezies gesehen zu haben, gleichzeitig den Rest der Wanderung aber etwas nervös, dass zwischen all den Felsen, über die wir klettern mussten, noch mehr potenziell giftige Schlangen verborgen liegen würden, auf die wir aufpassen müssen.

Es war ein sehr schweißtreibender Aufstieg über viele große Felsen bis zu einem trockenen Flussbett, wo der Pfad endete und wir in beiden Richtungen zwar ein bisschen Wasser, aber keinen Wasserfall finden konnten. Pierre hatte nicht wirklich Lust zum Wandern und war wenig motiviert noch höher zu klettern, um den Wasserfall zu finden. Ich wollte ihn nicht zu sehr quälen, da es nett war, dass er überhaupt mitgekommen war, also war ich einverstanden, dass wir umkehren. Wir aßen noch ein kleines Picknick aus Bananen und Keksen auf einem Fels sitzend und machten uns dann an den Abstieg. Ich war zufrieden im Wald gewesen zu sein und eine Schlange gesehen zu haben und sah nach all der Kletterei dem Sitzen beim Angeln mit Vorfreude entgegen.

Am Mittag waren wir wieder bei der Chalet, aber die Fishingtrips stellten sich als viel zu teuer heraus, über 300RM pro Person, sodass wir diese Idee verwarfen. Wir wollten uns den Tag davon aber nicht verderben lassen und beschlossen stattdessen Schnorcheln zu gehen, um eben auf andere Weise Fische zu sehen. Wir tauchten vor dem Barat Resort Strand, wo das Wasser klarer war, als vor unserer Chalet, aber das Wasser war aufgewühlt vom Wind und wir sahen leider kaum Fische, obwohl andere Leute uns erzählt hatten, dass sie dort viele gesehen hatten.

Nach einer Dusche aßen wir späten Lunch bei der netten Lady, wo wir gefrühstückt hatten. Dann hatte Pierre eine Überraschung für mich: Er hatte auf einer Karte einen anderen Wasserfall entdeckt, zu dem man angeblich leichter kommen kann und da wir den anderen nicht gefunden hatten, wollte er mir zumindest diesen zeigen. Ich war begeistert und wir fuhren wir die Straße hinauf, der Touristen-Karte zu dem anderen Wasserfall folgend, den wir nach kurzem Fußmarsch diesmal direkt fanden. Wir spielten fröhlich wie Kinder im Wasser: Pierre baute einen Damm aus großen Steinen und ich schwang mich mit einer Liane von einem Felsen herab ins Wasser und kletterte zur Spitze des Wasserfalls, wo kleine Fledermäuse zwischen den Bäumen Insekten jagten.

Schließlich wurde es dunkel und wir fuhren zurück zu unserer Chalet. Es war ein schöner Tag gewesen, trotz ein paar Enttäuschungen. Aber so ist das beim Reisen: Es ist nicht immer alles so, wie man es erwartet. Man muss einfach das Beste daraus machen und genießen, was man kann.
Tag 3 : Kayakunfälle und Lagerfeuer
Der dritte Tag war abenteuerlich. Pierre fuhr am Morgen alleine mit dem Motorrad zurück nach Tekek, um im Duty Free Shop einzukaufen und mein Backpack schonmal beim Motorradverleih abzuladen (er hatte sich mit den Besitzern angefreundet, als er nach dem ersten Fehlversuch am Berg zurück kam, um ein größeres Bike zu mieten – da sieht man wie aus einem Fail doch etwas Gutes resultieren kann), damit wir am nächsten Morgen zu zweit mit dem Motorrad ohne Zwischenfälle zurück über den Berg kommen würden.
Wir stellten nämlich fest, dass wir schon die Fähre um 7.30 nehmen müssen, um den Bus in Mersing um 12.30 zu bekommen, da die andere Fähre nur um 11.30 fährt und wir es dann nicht mehr am selben Tag zurück bis nach Kuala Lumpur schaffen würden. Wir konnten daher nicht riskieren, die Fähre zu verpassen. Und Pierre wollte mir nicht noch einmal antun, den ganzen Weg laufen zu müssen mit doppeltem Gepäck.
Ich blieb am Strand, ging Spazieren und machte Fotos und fand heraus, wo man am günstigsten ein Kayak mieten und über das Meer auf den Fluss, der durch den Dschungel fließt, kommen kann. Als Pierre zurückkehrte, gingen wir direkt zum Bootsverleih und liehen das Kayak.
Wir mussten das Boot erst am Strand entlang durchs Wasser bis zum Ende der Bucht ziehen, da die Wellen zu hoch waren, um raus zu paddeln und die Bootsverleiher hatten uns angewiesen, heute nur auf dem Fluss zu fahren. Allerdings war es auch nicht weniger gefährlich, das Kayak durchs seichte Wasser zu ziehen, wo die hohen Wellen brachen.

Eine Welle erfasste das Boot, das wir einer vorne und einer hinten festhielten, riss es aus unserem Griff und schleuderte es zurück gegen mich, wobei ich mir einige blaue Flecke und Kratzer und eine Platzwunde am Bein holte.
Ich flickte mein Bein mit meinem erste Hilfe Set, das ich zum Glück wie immer dabei hatte, wieder zusammen, klebte die Wunde mit einem wasserfesten Wundpflaster ab und dann ging es weiter. Es tat zwar weh, aber ich wollte nicht umdrehen, sonst hätte es sich nicht gelohnt verletzt zu werden, wenn wir dann doch nicht Kayaken gehen.

Wir paddelten dann durch den inzwischen durch die Ebbe sehr flachen Fluss wo wir immer wieder auf Grund liefen und aussteigen mussten. Aber die Fahrt war sehr interessant: Wir sahen riesige, Fußball große Muscheln am Grund des Flusses, viele kleine Fische, komische Wasserschnecken, die wir auf den ersten Blick für schwimmende Kondome hielten und am Ufer sahen wir Schlammspringer und Krabben. Leider konnte ich unterwegs keine Fotos machen, da wir alle Elektronik lieber an Land gelassen hatten, falls wir untergehen.
Pierre saß hinten und ich vorne und während ich versuchte, uns um die Felsen im Wasser zu lenken, paddelte Pierre von hinten kräftig auf der falschen Seite, sodass wir immer wieder aufliefen, was mich wütend machte, weil er sich weigerte im Team zu arbeiten und lieber seinem eigenen Rhythmus folgen wollte, anstatt sich nach meinen Anweisungen zu richten. In der Folge navigierte er uns in voller Fahrt in einen über das Wasser gestürzten Baum, dessen spitze, abgebrochenen Äste mir zu meinem verletzten Bein auch noch meine nackten Arme aufschabten. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, schlug er mir auch noch absichtlich mit seinem Paddel auf den Kopf, als er eine Bremse totschlagen wollte.
Als das Wasser im Fluss schließlich zu flach wurde, mussten wir umkehren, aber ich war ganz froh darüber, da mir die Arme, der Kopf, das Bein und alles andere weh taten. Als wir den Fluss verließen, waren die Wellen nicht mehr so hoch wie am Anfang. Pierre paddelte dann das Kayak zurück durchs Meer, während ich mit dem anderen Paddel zu Fuß über den Strand humpelte, weil ich mir sicher war, dass er kentern würde. Aber er schaffte es trocken zurück bis zum Kayakverleih.
Ich war etwas angepisst nach den ganzen Blessuren und Pierres Kooperationsunwilligkeit beim Rudern und wir hatten beim Essen einen kleinen Streit, dessen Resultat jedoch war, dass wir uns versöhnten, ich mich für mein Rumkommandieren entschuldigte und Pierre sich für seinen Übermut beim Rudern und wir ausmachten, beim nächsten Mal besser als Team zu arbeiten.
Reisen als Paar: Was wir auf Tioman gelernt haben
Es kann manchmal schwierig sein, selbst bei eigentlich spaßigen Aktivitäten die Bedürfnisse von allen Beteiligten im Auge zu behalten und nicht in schlechte Laune zu verfallen, wenn Dinge nicht so laufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Wir sind daran gewöhnt, dass beim Reisen nicht alles so verläuft wie erhofft: Gesperrte Straßen, verspätete Busse, schlechtes Wetter, Verletzungen, unbequeme Unterkünfte…. Das alles ist nichts Neues für uns. Aber manchmal verderben einem solche kleinen Dinge trotzdem die Laune, wenn man sie lässt.
Ein großer Stressfaktor für uns bei diesem Urlaub war Zeit. Zu wissen, dass wir nur eine sehr begrenzte Anzahl an Tagen haben und nicht einfach eine Fähre später nehmen können und jede verlorene Stunde kostbare Urlaubszeit ist, hat mich persönlich diesmal gestresster reagieren lassen, als normal, wenn etwas nicht klappte.
Auf anderen Reisen hatten wir fast unbegrenzt Zeit und konnten es ruhig angehen lassen und hatten Zeit, alles zu machen, was uns beiden Spaß macht, so dass jeder auf seine Kosten kommt und wir uns keine Sorgen machen mussten, dass etwas was wir gerne machen oder sehen wollten, ausfallen muss, weil der andere Angeln oder Wandern gehen will.
Beim nächsten Urlaub (auf Borneo) planten wir daher besser. Wir nahmen uns mehr Zeit, jeder durfte für einen Tag eine Hauptaktivität bestimmen, die gemacht wird, bzw wir teilten uns an manchen Tagen sogar auf, und Pierre testete Buffets in Kuching während ich alleine im Bako Nationalpark wandern ging. Manchmal hilft es einer Beziehung auch einzusehen, dass jeder eigene Interessen hat und man nicht immer die selben Dinge genießt.
Es ist völlig ok, auch mal ein paar Stunden solo zu gehen und sich getrennt zu amüsieren. Das bedeutet nicht, dass man nicht zusammen passt, oder dass man sich nicht liebt, wenn man nicht alles gemeinsam machen will. Es bedeutet, dass man sich gut genug kennt, um sich gegenseitig die Freiheit zu geben, sein eigenes Ding zu machen und danach wieder umso mehr Spaß zusammen zu haben. Für uns war es ein großer Schritt vorwärts zu erkennen, dass wir unsere Urlaube flexibler und erfüllender gestalten können, wenn wir jeweils einen Tag einplanen, wo wir getrennte Wege gehen und jeder macht, worauf er am meisten Bock hat, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
Für den letzten Abend auf Tioman fanden wir dann jedoch einen perfekten Kompromiss, der uns beiden Spaß machte: Wir fuhren noch einmal zum Wasserfall, den wir am Vortag entdeckt hatten um dort survival-style Hühnchen am Bambus-Spieß über dem Feuer zu grillen. Pierre liebt es über dem offenen Feuer zu grillen und ich fand es toll nochmal im Dschungel zu picknicken. Wir hatten solchen Spaß, dass wir dort blieben, bis es dunkel wurde und wir im Licht des Feuers die Fledermäuse beim Jagen beobachteten konnten. Es war ein magischer letzter Abend. Das Hühnchen fiel zwar ein paar Mal in den Sand, war aber trotzdem lecker und gut durch. Zumindest hatte nächsten Tag keiner von uns Durchfall, also war das Experiment ein Erfolg!

Am nächsten Tag lief bei der Rückreise dann alles glatt. Das Motorrad trug uns schnaufend aber sicher über den Berg und ich musste nur einmal absteigen. Die Fähre war pünktlich und wir schafften es in den Bus in Mersing umzusteigen und vor Mitternacht zu Hause zu sein, wo ich um 4:30am meine nächste Schicht bei der Arbeit begann. Und im Endeffekt waren wir sehr froh das Abenteuer gewagt zu haben, trotz der knappen Zeit und der Zwischenfälle. Wir fanden Tioman sehr schön, hatten Action und emotionale Erlebnisse, überwanden Schwierigkeiten und verbesserten unsere Beziehung.
Wie verbringt ihr Urlaube mit euren Partnern? Hattet ihr auch mal einen Stressurlaub oder seid ihr immer perfekt auf der gleichen Wellenlinie? Was sind eure Tipps für andere Pärchen auf Reisen?
