Reisen bedeutet Veränderung – Wie man die Angst vor dem Unbekannten besiegt
Die Entscheidung auf Reisen zu gehen und alles Vertraute und Bekannte zurück zu lassen, erfordert viel Mut, da es bedeutet, dass man sein gewohntes, sicheres Umfeld verlassen muss, um in eine Zukunft aufzubrechen, in der fast alles ungewiss und fremd sein wird.
Die Angst vor Veränderung hält uns oft davon ab, Dinge zu tun, die uns glücklich machen würden. Wir klammern uns an das Bekannte und Gewohnte, weil es uns Sicherheit gibt. Nichts macht einem so viel Angst, wie Ungewissheit. Aber Veränderung bringt zunächst einmal viel davon mit sich.
Ist es das Risiko wert, sich der Angst vor dem Unbekannten zu stellen und sich Problemen auszusetzen, die man in der Heimat nicht hätte? Die Antwort lautet: “Ja, absolut!”
Ich für meinen Teil hatte lange Zeit Bedenken alleine auf Reisen zu gehen – als zartes blondes Mädchen, dem “leichtes Opfer” quasi in roten Leuchtbuchstaben auf der Stirn geschrieben steht. Aber ich habe meine Ängste überwunden und habe festgestellt, dass die Realität meist viel weniger furchteinflößend und gefährlich ist, als man sie sich vorstellt. Am Ende hängt sowieso alles von Glück oder Unglück ab, egal wo auf der Welt man ist. Und was ich auf meinen Reisen erleben durfte, zähle ich zu den besten Erfahrungen meines Lebens.
Sich über die Grenzen des Bekannten hinaus zu bewegen, bedeutet zu wachsen.
Man kann den eigenen Horizont nur erweitern, indem man sich neuen Situationen und Lebensbedingungen aussetzt und Orte erkundet, die man bisher noch nicht gesehen hat. Man lernt unglaublich viel, wenn man die Angst überwindet und dem Neuen aufgeschlossen gegenüber tritt.
Ich habe auf meinen Reisen drei Dinge gelernt, die meine Sicht auf die Welt vollkommen verändert haben:
Alleine zu reisen, bedeutet Freiheit
Es ist eine Freiheit, die zwar manchmal Einsamkeit und Angst mit sich bringt, die aber dennoch erstrebenswert ist, weil sie einen über sich hinaus wachsen lässt und einem Möglichkeiten eröffnet, die man in der Gruppe nicht hat.
Man kann seinen Tag komplett nach den eigenen Wünschen ausrichten, spontan sein, neue Leute kennenlernen und jederzeit seine Pläne ändern, ohne jemand anderen fragen zu müssen oder Kompromisse einzugehen. Das Beste ist aber, dass man Zeit hat, um sich zu entfalten: Man kann an persönlichen Projekten arbeiten, oder einfach Mal einen Moment verweilen und nachdenken und die Umgebung bewusst wahrnehmen.
Wenn man mit anderen Menschen unterwegs ist, beansprucht das den Großteil unserer Aufmerksamkeit. Erst wenn man alleine an einem unbekannten Ort ist, hat man wirklich Zeit, um alles zu sehen und die eigenen Gedanken zu Ende zu denken und sich darüber bewusst zu werden, wer man ist und was man will.
Außerdem merkt man, dass man in der Lage ist, jedes Problem selbst zu meistern und dass es gar nicht so schwierig ist, alleine zu überleben.
Wenn man alleine reist, lernt man, wie leicht es es ist, mit Nichts zu kommen und sich an einem völlig neuen Ort innerhalb von ein paar Wochen nicht nur ein neues soziales Umfeld, sondern ein komplett neues Leben aufzubauen.
Sobald man gemerkt hat, wie leicht es ist, sein Leben zu verändern und den langweilig gewordenen Alltag mit einem komplett neuen zu ersetzen, wo alles noch frisch und unbekannt und aufregend ist, verspürt man immer wieder den Drang, einfach das letzte Kapitel abzuschließen und andernorts ein Neues zu beginnen.
Zu wissen, dass man jederzeit frei ist zu gehen, ermöglicht einem ganz neue Perspektiven auf das eigene Leben. Veränderung ist dann nichts mehr, vor dem man Angst hat; es ist eine befreiende Möglichkeit; eine Wahl; eine Fähigkeit.
Und es verändert auch den Blick, den man auf sein jetziges Dasein hat: Während man sich vorher vielleicht im Alltag gefangen gefühlt hat, weil man dachte, man hätte nicht die Möglichkeit etwas zu verändern, weiß man nun, dass man jederzeit gehen kann, egal wie viel Geld man hat, oder wie stark man sich fühlt. Diese Art von Denken wirft auch ein ganz anderes Licht auf den jetzigen Alltag, den man dadurch als bewusst gewähltes Schicksal wahrnimmt, in dem man lebt, weil es einen glücklich macht, und nicht, weil man sich nichts anderes vorstellen kann.

Veränderung ist am Anfang schwierig, wird mit der Zeit aber immer leichter
Natürlich ist es immer ein Risiko, etwas Neues zu wagen. Aber alles Neue wird mit der Zeit zum Vertrauten. Nach der ersten Eingewöhnungsphase fühlt sich schnell alles, was zuvor neu und unbekannt war, wie Normalität an.
Ich bin jemand, der ungefähr alle zwei bis drei Jahre die Stadt wechselt, sei es wegen des Studiums oder des Jobs, oder schlicht des Dranges zu reisen und Neues zu entdecken. An jedem Ort bildet sich innerhalb von ein paar Wochen ein neuer Freundeskreis (und das, obwohl ich schüchtern und introvertiert bin), manchmal findet sich sogar eine neue Liebe und dann steht man einige Monate später wieder vor dem Dilemma, dass man einen vertrauten Ort, der zur Heimat geworden ist, zurück lassen muss, um ins Unbekannte aufzubrechen.
Und jedes Mal fragt man sich: “Kann es woanders jemals so schön sein wie hier? Werde ich jemals wieder Menschen wie meine Freunde hier finden? Werde ich es nicht bereuen das hier aufzugeben?”
Aber, dass diese Fragen aufkommen, beweist, dass man es bereits geschafft hat, an einem neuen Ort alles zu finden, von dem man beim letzen Ortswechsel befürchtet hatte, dass man es nie wieder haben könnte.
Tolle Menschen gibt es überall und jeder Ort kann mit der Zeit ein schönes Zuhause werden. Und selbst wenn die Umstände nicht so sein sollten, wie man es sich vorgestellt hatte, ist man immer frei, wieder etwas zu verändern, und entweder zum Alten zurück zu kehren, oder einen neuen Ort zu erkunden, der andere Möglichkeiten bietet.
Ein Problem bei der Angst vor Veränderung ist, dass man sich alles viel zu entgültig vorstellt. Nur weil man eine Stadt oder Land verlässt, bedeutet das nicht, dass man jede Verbindung zu den Menschen dort abbrechen muss und nie wieder zurück kehren kann.
Ganz so dramatisch ist ein Umzug oder eine längere Reise in der Realität gar nicht. Wir leben im Zeitalter von sozialen Medien und globaler Mobilität, sodass man die Freunde, die man an einem Ort gewonnen hat, nicht verliert, auch wenn man in eine andere Stadt zieht, oder eine Weile durch andere Länder reist. Man bleibt in Kontakt, man sieht sich immer wieder auf bestimmten Events und wann immer man sich wieder trifft, ist es wieder “wie damals”.
Die Verbindung zu wahren Freunden bleibt immer bestehen, und selbst wenn man eine Weile nichts voneinander gehört hat, wird, sobald man sich wieder sieht, schnell alles wieder beim Alten sein.
Und das Beste ist: An je mehr Orten man gelebt hat, desto mehr Freunde lernt man kennen und desto mehr wunderbare Menschen bereichern einem das Leben.
Bei jedem neuen Aufbruch hat man zwar die Angst im Hinterkopf niemals wieder Leute kennen zu lernen, die so toll sind, wie die Menschen, die man bereits kennt, aber in der Regel trifft man überall neue Freunde, die zwar nie so sind wie die alten – und das ist auch gut so, denn man will sie ja nicht ersetzen – aber die auf ihre eigene Weise cool sind, eine Weise, die man sich vorher einfach nicht vorstellen konnte.
So ist es generell mit der Zukunft: Man kann noch so viel planen, berechnen und recherchieren; was tatsächlich kommt, kann man sich vorher nie präzise vorstellen. Man muss es einfach auf sich zukommen lassen.
Darum sollte man niemals Angst vor der Zukunft oder vor Veränderung haben: Man kann ohnehin nur bedingt beeinflussen, was passieren wird, aber in der Regel wird man sich an alles Neue schnell gewöhnen und überall alles finden, was man braucht.
Neue Umstände bringen neue Herausforderungen, die am Anfang zwar beängstigend sein können, an denen man aber wachsen wird.
Je mehr Veränderung man sich aussetzt, desto mehr Erfahrung sammelt man
Man fürchtet nur das Unbekannte. Sobald man eine Sache ausprobiert oder persönlich erlebt hat, weiß man beim nächsten Mal, wie man damit umgehen kann. Darum ist es gut, soviel wie möglich auszuprobieren, anstatt sich in der Sicherheit des Gewohnten zu verstecken und dabei die Chance zu verpassen, etwas Neues zu lernen.
Je mehr Veränderung man sich aussetzt, desto mehr Erfahrung sammelt man; desto stärker wird man und desto weniger wird einem in Zukunft Angst machen können.
Selbstverständlich kann man auch Rückschläge erleben, wenn man sich neuen Situationen aussetzt. Gerade in der ersten Zeit an einem neuen Ort gibt es noch viele Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Aber mit jeder Hürde, die man überwindet, wird man wachsen und den eigenen Horizont erweitern. Und das Gefühl trotz Schwierigkeiten etwas geschafft zu haben, ist besser als jeder gemütliche Sonntag zuhause.
Die Welt ist groß und das Leben ist kurz. Ich denke, man sollte sich keine Gelegenheit entgehen lassen, und soviel wie möglich sehen und ausprobieren, solange man noch kann. Das Leben ist da, um es zu leben; um die Welt mit allen Sinnen zu erfahren und sich an all den großen und kleinen Wundern zu erfreuen, die unser Planet zu bieten hat.
Wenn ich irgendwann sterbe, will ich mich entspannt zurück lehnen können und denken: “Es ist ok: Ich habe alles gesehen und viel gefühlt und erlebt. Ich kann gehen, ohne bereuen zu müssen, etwas verpasst zu haben.”
Ich will stolz sein können auf mein Leben und den Weg, den ich gegangen bin. Ich will meine kostbare Lebenszeit nicht damit verschwenden, jeden Tag die selben Dinge zu wiederholen und die selben Orte zu sehen.
Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden, um aus seinem Leben das zu machen, was er für lebenswert erachtet. Für manche Leute mag das beruflicher Erfolg sein, für andere das Bestreben, die Welt zu verändern. Für mich ist es die Welt zu erleben und intensiv zu leben. Und das erfordert den Mut, sich Neuem zu stellen.
Meiner Erfahrung nach ist es die Anstrengung wert, die Angst zu überwinden. Mit jedem neuen Ort, den ich kennen lerne, wachsen meine Welt, mein Freundeskreis und ich selbst und ich habe es noch nie bereut, das Risiko der Ungewissheit eingegangen zu sein, um neue Wege einzuschlagen.
Man weiß nie, was kommen wird. Aber genau das ist das Schöne am Leben. Wie langweilig wäre es, wenn man jeden Tag schon vorher wüsste, was einen erwartet? Das Unbekannte zu entdecken ist es, was das Leben lebenswert macht. Man sollte es genießen, jeden Tag etwas Neues erleben zu können!
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